Die Mondschwester by Riley Lucinda

Die Mondschwester by Riley Lucinda

Autor:Riley, Lucinda [Riley, Lucinda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2018-10-08T22:00:00+00:00


* * *

Später am Abend, als das Publikum endlich zufriedengestellt war, gingen die Flamenco-Künstler zu einer improvisierten juerga in ein privates Zimmer nach oben.

»Dios mío«, stöhne Meñique, als er mit Lucía eintrat und sah, dass der Raum voller Leute war.

»Hier im Barrio Chino ist heute Zahltag. Da treffen wir uns alle und tanzen und singen«, erklärte sie.

»Schauen Sie, da drüben ist El Peluco.« Meñique deutete auf einen alten Mann, der majestätisch auf einem Stuhl thronte, eine Gitarre auf dem Schoß. »Kaum zu glauben, dass er noch aufrecht sitzen und spielen kann, bei der Menge Alkohol, die er trinkt.«

»Ich kenne ihn nicht. Vielleicht ist er Gast der Villa Rosa am anderen Ende der Straße«, meinte Lucía achselzuckend. »Holen Sie mir doch bitte einen Schnaps.«

El Peluco kletterte mit seiner Gitarre aufs Podium und sang ein altes Lied, das Lucía von ihrem Großvater kannte.

»Ich muss Sie ihm vorstellen, er ist eine lebende Legende«, sagte Meñique Lucía ins Ohr, als lauter Applaus den alten Mann verabschiedete und ein anderer Sänger seinen Platz einnahm. »El ­Peluco!«, rief Meñique ihm zu und winkte.

»Ah, der Mann aus Pamplona.« El Peluco erwiderte sein Winken und gesellte sich zu ihnen.

»Schnaps für Sie, señor.« Meñique gab ihm ein Glas. Sie prosteten einander zu, dann stellte Meñique Lucía vor. »Und das ist La Candela!«

Lucía spürte El Pelucos Blick auf sich.

»Du bist das also. Ich hab viel von dir gehört. Was bist du doch für ein winziges Persönchen.« El Peluco lachte, trank seinen Schnaps und beugte sich zu Meñique hinüber. »Das ist keine Frau. Den Flamenco kann nur eine richtige Frau tanzen. Vielleicht ist sie eine kleine Schwindlerin«, flüsterte er deutlich hörbar, bevor er laut und vernehmlich rülpste.

Wie von ihm beabsichtigt, hörte Lucía, was er sagte. Wut stieg in ihr auf, und sie kannte nur ein Ventil dafür. Sie stand auf, fing an, mit nackten Füßen auf den Boden zu stampfen, und hob langsam die Arme über den Kopf. Ihre Handrücken berührten einander und bildeten die Form einer Rose, wie ihre mamá es ihr beigebracht hatte. Die ganze Zeit über sah sie dem Mann in die Augen, der sie eine Schwindlerin genannt hatte.

Als die anderen Anwesenden merkten, was geschah, bildeten sie einen Kreis um Lucía, und man brachte den cantaor zum Schweigen. Meñique und José nahmen den Rhythmus auf und begannen, eine alte soleá zu summen, während Lucías Füße auf den Boden stampften. Den Blick nach wie vor auf den Mann gerichtet, der sie beleidigt hatte, beschwor sie den Geist des duende und tanzte nur für ihn.

Am Ende sank Lucía völlig erschöpft zu Boden und nickte den Anwesenden zu, die in Jubel ausbrachen, aufsprangen und ihren Stuhl direkt neben den von El Peluco stellten. Sie stieg hinauf, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte.

»Nenn mich nie wieder eine Schwindlerin«, warnte sie ihn. »Okay, señor?«

»Señorita, das schwöre ich bei meinem Leben. Sie sind … magnifica!«

»Wer bin ich?« Sie deutete mit dem Finger auf ihn.

El Peluco verneigte sich. »Die Königin!«

Die Anwesenden johlten, und Lucía hielt ihm die Hand hin, damit er sie küsste.

»Jetzt



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